Einmal im Monat liegt der SZ Chrismon bei, ein evangelisches Magazin. Obwohl H. bekanntlich mit Glaube, Kirche und Religion nichts am Hut hat, allerdings auch keine Berührungsängste, blättert er sie immer durch und liest manchen Artikel. So auch den über den sog. "Judenhass".
Der begann nicht mit dem 3. Reich, sondern blickt auf eine jahrtausendalte Geschichte zurück.
"Die ersten Christen haben die Heilige Schrift der Juden übernommen. Wir nennen sie bis heute Altes Testament. Die Schriften des Neuen Testaments entstanden erst ab dem ersten Jahrhundert. In ihnen finden sich viele Bezüge auf die Heilige Schrift der Juden, aber auch deutliche Abgrenzungen.
Die Heiligen Schriften des Judentums, das Alte Testament für die Christen, beschreiben die Juden als das erwählte Volk Gottes. Für die Christen aber war mit der Geburt Jesu eine neue Zeit angebrochen. Der Bund Gottes mit Israel, um den es in den jüdischen Heiligen Schriften geht, wird nach frühchristlicher Denkweise durch Jesus abgelöst. Die Christen sprechen von einem Neuen Bund. Nach diesem Denken fiel aus dem Heilsplan Gottes heraus, wer sich nicht zu Jesus Christus bekannte. Diese als Substitutionslehre bekannte Denkfigur findet sich schon im Neuen Testament (z. B. Gal 4,21–31). Viele sprechen bis heute vom "Alten" Testament und Alten Bund. Hier lebt diese Abwertung des Judentums fort.
Ab dem vierten Jahrhundert wurde das Christentum im
Römischen Reich zur Staatsreligion. Was für eine Möglichkeit, den
Ressentiments freien Lauf zu lassen. Es kam zu Übergriffen auf
Synagogen. 1215 erklärte die Kirche die Juden zu einer ausgegrenzten
Gruppe, die durch bestimmte Kleidung erkennbar sein sollte.
Während des ganzen Mittelalters kam es immer wieder zu Pogromen, bei denen viele Juden umgebracht wurden."
So auch in München hinter dem Rathaus, wo heute der Marienhof ist. Im Jahre 2011 fanden archäologische Grabungen statt, bei denen unter anderem Überreste einer Synagoge und eines Hotels freigelegt wurden. Der Marienhof war im Mittelalter das sogenannte „Judenviertel.“ Als die Wittelsbacher sich bei den Geldverleihern so verschuldet hatten, dass sie das geliehene Geld mit Zinsen nicht zurückzahlen konnten, wurde den Juden 24 Stunden Zeit zum Verlassen ihrer Häuser zugestanden. So flüchteten die Menschen aus dem „Judenviertel“ in alle Welt. Die Ausgrabungen bestätigten diese Wahrheit aus der Geschichte.
"Einer der vorgeschobenen Gründe war die sogenannte Hostienschändung: Man unterstellte den Juden, dass sie den im Sakrament des Abendmahls gewandelten Leib Christi gestohlen und geschändet hätten. Hier wirkt die Vorstellung von den Juden als Gottesmörder nach, die auch schon im Neuen Testament vorkommt. Im 1. Thessalonicherbrief 2,15 schreibt Paulus, dass die Juden "den Herrn Jesus getötet" hätten.
Ein anderer absurder Vorwurf war, dass die Juden mit dem Teufel im Bunde stünden. Auch dieser Vorwurf hat seine Begründung in der Entstehung des Christentums aus dem Judentum. Da die Juden den "Neuen Bund" nicht anerkannt hätten und aus Gottes Heilsplan herausgefallen seien, hätten sie sich dem Teufel zugewandt.
Im 16. Jahrhundert verfügte der Papst, dass die Juden in abgetrennten Stadtteilen leben mussten. Das war zwar schon vorher oft der Fall, aber nun wurde es zur Regel. Auch der zur gleichen Zeit entstehende Protestantismus war nicht besser. Martin Luther hetzte besonders gegen Ende seines Lebens gegen die Juden.
"Die Aufklärung drängte ab dem 17. Jahrhundert den christlichen Antijudaismus zurück. Religiöse Denkfiguren verloren an Bedeutung. Die Vorstellung einer allgemeinen Menschenwürde überzeugte immer mehr Menschen. Trotzdem verschwand der Antijudaismus nie. Im 19. Jahrhundert vermischte er sich mit dem neu aufkommenden rassistischen Antisemitismus. All das bereitete den Grund für den millionenfachen Mord durch die Nazis. Die Christen in Deutschland haben also allen Grund, solidarisch mit Israel zu sein."
Die kursiven Stellen stammen aus Chrismon, mit deren Erlaubnis.
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