Samstag, 16. Dezember 2023

Drei Jahre 262 T C, 1 Jahr 291 T Krieg in UA, 71 T Krieg in Israel und Gaza und: Pisa reloaded

 

2001 war der große Pisa-Schock. Es offenbarte sich ein starkerer Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen im Pisa-Zeugnis. Darüber wurde viel und hreftig gestritten. Danach ging es in den Pisa-Studien zwar zögerlich bergauf mit den Ergebnissen, aber seit 2016 sinken die Werte wieder.

In Mathematik wiesen die deutschen Schülerinnen und Schüler besondersschlechte Ergebnisse. Sie erreichten einen Punktwert von 475, bei der vorherigen Untersuchung, die 2019 veröffentlicht wurde, waren es noch 500. Im Lesen kamen sie auf 480 (2019: 498) und in Naturwissenschaften 492 (2019: 503).

Die Diskusion von den mit Bildung befassten Menschen, hauptsächlich in den Bildungsbürokratien, ebbte mittlerweile ab. Was sollen sie auch sagen? "In der Rüstung sind sie fix, für die Bildung tun sie nix.", so hieß es auf Demos in den 70er Jahren, und eigentlich stimmt der Spruch immer noch, wenn man an den 100-Milliarden-Wumms für die Bundeswehr denkt.

Seit den späteren Nuller-Jahren wird im Bildungsbereich - H spricht hier für Bayern, aber anderswo ist es nicht anders - kontinuierlich abgebaut und eingespart.

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Die Schulleiterfreundin hat sich eben eingebracht!

"Unterricht
Der jetzige, akute Lehrermangel hat sich schon lange angekündigt. Jahrelang konnten aber die Unterrichtsausfälle aufgefangen werden auf Kosten von Förderstunden. Dies ist nun nicht mehr möglich. Die Förderstunden sollten eigentlich schwächeren Schülern zugute kommen. Neben der Inklusion von Schülern mit überwiegend Schwierigkeiten im Bereich Lernen und der Integration von Flüchtlingskindern wären die Förderstunden vor allem in den Pflichtschulen dringend notwendig gewesen. Jahr um Jahr wurden sie abgebaut. 
Deutsch
Vor allem in den ersten Schuljahren der Grundschule wollte man die Freude sich schriftlich auszudrücken erhalten und nahm die Rechtschreibleistungen vollkommen zurück. So schrieben die Kinder einfach los und prägten sich falsche Wortbilder und falsche Satzbaumuster ein.
Kinder, die in den ersten Schuljahren aufgrund von Vorkommnissen oder Erkrankung den Anschluss beim Lesenlernen verloren haben, können diesen kaum noch finden. Die Schüler durchlaufen problemlos die Grundschule, die ja froh ist sie 'loszuwerden', sie verlassen die Schule dann oft als funktionale Analphabeten.
Die mangelnde Lesefähigkeit hat natürlich Auswirkungen auf alle anderen Fächer, denn auch in Mathematik müssen Texte erfasst werden.
Mathematik
In der Grundschule liegt ein Schwerpunkt in der Herleitung von mathematischen Zusammenhängen. Beispiel: im kleinen Einmaleins wird 3×5 hergeleitet mit 5 + 5 + 5. Dabei kommt die Automatisierung der Aufgaben zu kurz. Das schnelle Ergebnis, das auswendig wiedergegeben werden soll, erfolgt heute kaum noch. Auch die Grundrechenarten werden bei Schülern, die in die 5. Klasse kommen, sehr oft nicht beherrscht. 
Da sind dann wieder bildungsbewusste Eltern gefragt, die ihre Kinder dann entsprechend fördern können bzw. auf beginnende Probleme schnell eingehen können. 
Bildungsgerechtigkeit?"
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Jetzt wieder H.:
 
Quereinsteiger:innen
Seit einigen Jahren werden Personen im Schuldienst eingestellt, die vom Stoff, von den Kindern und ihren Eltern und deren Problemen meist nicht die geringste Ahnung haben. Dabei werden viele Kolleg:innen verheizt: Stoffunsicherheit, Disziplinprobleme, fehlende Unterstützung durch Mentor:innen usw.
Ganztag
Zu Beginn gab es pro Ganztagesklasse 12 zusätzliche Stunden, einzubringen in Deutsch, Mathematik und Englisch. Diese Üppigkeit wurde nach und nach, langsam, damit die Schulen sich daran gwöhnen konnten, abgebaut, bis heute ein jämmerlicher Rest übrig ist.
Die finanzielle Ausstattung, mit der Kooperationspartner bezahlt werden sollten, ließ zu wünschen übrig. Die Schulträger legten kräftig nach (Danke, Landeshauptstadt!), aber es reichte nicht. Preisgelder der Schule milderten d ie Misere ein  wenig, aber wer hat die schon? Am Ende musste z.B. der langjährige Kooperationspartner der Schule H.s, der hervorragende kulturelle Bildung vermittelte, kündigen, weil er massiv draufzahlte.
Mit dem Essen im Ganztag gab es auch Probleme, weil Eltern nicht zahlen konnten/wollten. Gutes Essen ist auch teuer. Dann gab es Vorschriften, die untersagten, dass man sich selbst einen Caterer suchte, es musste europaweit ausgeschrieben werden, was aber wieder zurückgenommen wurde.
Sport
Pro Klasse gab es eine Stunde Differenzierten Sport als zusätzliches Angebot. Machte auch Sinn bei der Bewegungslosigkeit der Schüler:innen. Dann gab es eine halbe Stunde, dann nur noch ein kleines Kontigent pro Schule - das war es dann.
Deutschlernklassen
Noch gibt es sie, aber wo?
Macht es Sinn, wenn Romakinder, bei denen man erst einmal froh ist, dass sie in die Schule kommen, quer durch die Stadt an eine Schule reisen, an der sie Deutsch lernen sollten? Und wie glückt dann die Einbeziehung der Eltern in das hiesige Schulsysten?
Arbeitsgemeinschaften
Man konnte AGs beantragen, zwei Wochenstunden pro AG. So ab es bei H. Theater, Schülerzeitung, Musik und Schulband, Vorleser, Schulgarten, Schulhausgestaltung. Heute gibt es nichts mehr.
 
Fazit
Wen wundert`s, dass Pisa so schlecht abschneidet, dass der Turm zu fallen droht?
Uns fragt ja keiner. Geld her. Konzepte entwickeln, wenn nicht das, dann am Stand von 2001 anknüpfen.

6 Kommentare:

  1. In Ihrer Aufzählung fehlen unnötige Vorschriften. Mein Mann unterrichtet an Gymnasium 9. Klasse zwei Ukrainerinnen in Physik. Er sagt, die seien fachlich fit, haben aber noch zu wenige Deutschkenntnisse. Sie scheitern in der Schulaufgabe, weil sie die Aufgabenstellung sprachlich nicht verstehen. Seine Anregung, dass die zwei einfach ein Wörterbuch in der Schulaufgabe verwenden dürfen, wurde abgelehnt mit der Begründung, sie hätten dann ja einen Vorteil gegenüber den anderen.

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    1. Ich bin fassungslos! Wo soll der Vorteil liegen, wenn nur der permanente Nachteil aufgehoben wird, um möglichst gleiche Voraussetzungen zu schaffen?

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  2. Es gibt ja immer wieder schulpädagogische Schlagwörter die die Realität zukleistern sollen. Neben "Modularisierung", "Ressourcensonne", "Individualisierung" ist dies nun "Kompetenz". Damit kann man alles Mögliche umschreiben. Schüler sollen eine "Kernkompetenz" erwerben. Allgemeinwissen, Kreativität, kulturelle Bildung kann damit nicht gemeint sein. Jeder Mensch besitzt Kompetenzen. Irgendwelche. Das ist schon Verzweiflung, die hier zu Tage tritt.
    Der Lehrermangel (hausgemacht) zwingt dazu. Neben dem Wegfall von allen Arbeitsgemeinschaften, spärlichen Resten von Förderstunden (diese sind eigentlich Vertretungsstunden) geht es nun den Kunst- und Musikstunden an den Kragen. Es gibt sie einstündig, alle 14 Tage oder gar nicht.

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  3. ich mag das alles nicht mehr ertragen, aber die betroffenen müssen es. in einem der reichsten länder der welt wird der etat von frau paus zusammengestrichen und es passiert fast nichts. heute ist großdemonstration der bauern überall wg. wegfallender subventionen, es wird gedroht wg. des wegfalls der e-auto subvention und der wiedereinführung der 19 % MWST in der gastronomie. schule und kinder haben keine lobby! die fdp ist asozial. dem klima wäre geholfen, wenn tempo 130 eingeführt würde(wie fast überall), kosten würde es nichts!

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  4. s.o., das war roswitha, weggefaehrtin.blogspot.com

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  5. Sehr geehrter Herr H.

    Ihr Kommentar bei Croco wg Führungszeugnis macht mich nochmal sprachlos. Ich verstehe ja, dass schulfremde Helfer evtl. einer gewissen Kontrolle unterzogen werden. Aber altgediente vereidigte Kollegen? Was haben wir wohl alles jahrzehntelang an den uns anvertrauten Schülern "verbrochen"? Wer weiß...

    Immer bin ich bereit, mich einzuordnen, nicht aber, mich unsinnigen Vorschriften zu beugen. Daher war es das jetzt für mich mit Ehrenamt und ich gebe auf.

    Ich bewundere Sie, dass Sie ihr Engagement trotzdem durchgezogen haben, chapeau!

    Das alte Lesebuch begeistert mich auch. So oder so ähnlich muss ich dem Jahrgang nach wohl auch "beschult" worden sein.

    Mit herzlichen kollegialen Grüßen an Sie

    Beate Zinke

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